Die Dreidimensionalität des Menschen 1. Teil

 

Sowohl von der gängigen Psychologie als auch von der christlichen Tradition her existiert das Bild eines zweidimensionalen Menschen, bestehend aus Körper und Psyche bzw. Körper und Seele. Die Religion geht davon aus, dass sich während des Sterbens die Seele vom Körper trennt und in einen unsichtbaren Bereich überwechselt. Die Psychologie sagt in Hinblick auf den Tod gar nichts, außer dass er ein zu akzeptierender biologischer Fakt ist. Sie sieht, dass da der Körper ist, der erkranken kann, und da ist der psychische Bereich, der ebenfalls in seiner harmonischen Funktionsweise gestört sein kann. Allenfalls kann der Körper hier und da durch psychische Fehlsteuerung (Problematiken) miterkranken (Psychosomatik). Insgesamt ist dies der Bereich oder die Ebene, auf der die Behandlung der klassischen Psychotherapie stattfindet.

Auf die dritte Ebene, die tatsächlich existiert, greift sie hier und da zwar zurück; jedoch nur punktuell und mehr zufällig. Dabei ist die dritte Ebene die, die am meisten dabei helfen kann, schwierige Lebensthemen so zu bearbeiten, dass sie sich entweder nachhaltig auflösen lassen;  oder - weil dies in manchen Situationen einfach nicht möglich ist -  große Hilfestellung leisten kann, dann ein dennoch sinnerfülltes und damit wertvolles Leben führen zu können.


Die bewusste und auch permanente Kooperation mit der dritten Dimension in uns ermöglicht den großen inneren Wandel, der dann unweigerlich auch im Aussen heilsame Veränderungen bewirkt.

 

Das Menschenbild der zur humanistischen Psychologie zählenden Logotherapie, welches in der Existenzanalyse beschrieben ist, ist um eine grundlegend eigenständige Ebene erweitert, und zwar um  d i e  grundlegend wichtige Ebene, die geistige Dimension.
Überhaupt alle humanistischen Psychologien gehen von diesem erweiterten Menschenbild aus. Desgleichen gilt dies für viele alte spirituelle Schulen. Ebenso das psychologisch-philosophische Menschenbild des Buddhismus gehört dazu. Deshalb kann unter anderem mit Hilfe der Achtsamkeitsschulung ein klarer Zugang zur dritten Dimension des Menschen gefunden werden

 

Das bedeutet: Der Körper ist die erste Dimension, der psychische Bereich die zweite, der Geist bzw. das Geistige die dritte und hier nicht zu verwechseln mit dem mentalen Geist (logisches Denken).

 

Im psychischen Bereich sind die Emotionen, Charakter, konditionierte Muster, Talente, Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen verankert. Die Psyche ist hier nicht gleichzusetzen mit dem traditionellen Begriff "Seele".  -  Dem spirituellen Begriff der Seele entspricht innerhalb des dreidimensionalen Menschenbildes am ehesten die dritte Dimension also der Geist / die geistige Dimension /die geistige Person.
In anderen humanistischen Schulen wird die geistige Dimension des Menschen auch SELBST genannt, wobei die zweite Dimension (Psyche) sich durch das 'Ego'/Ich ausdrückt.

Mit diesen Begriffen kann es leider leicht zu Mißverständnissen kommen, da je nach psycho-spiritueller Schule leicht unterschiedliche Definitionen dafür vorliegen.

 

Der Computer ist ja vom Bild des Menschen abgeleitet. Auch hier in der technischen Welt zeigt sich die Dreidimensionalität des Menschen. Um besser verstehen zu können, wie es sich mit den drei Dimensionen verhält, können wir wiederum den Computer zurückspiegeln auf die gedankliche Vorstellung vom Menschen. Dann treten folgende Ähnlichkeiten zu Tage:

Die erste Dimension des Menschen, der Körper,  entspricht der Hardware (den materiellen Aspekten des PC, also dem Computer mit seiner Tastatur, Bildschirm und Maus). Die zweite Dimension, die Psyche, entspricht der Software (den Programmen, die auf die Festplatte aufgespielt sind und auch wieder gelöscht oder umgeschrieben werden können) und die dritte Dimension, der GEIST, entspricht dem Prozessor, das Herz des PC's, ohne das weder Hardware noch Software funktionieren, ohne das die beiden Bereiche überhaupt keinen Sinn ergeben.

 

Im Geist, bzw. im Geistigen ist der eigentliche Wesenskern des Menschen beheimatet. Er wird in der Logotherapie "Die geistige Person" genannt. Die geistige Person ist folgendermaßen definiert: Sie ist einmalig, individuell, unteilbar, unverletzlich, kann nicht erkranken. Sie ist unveränderbar.

 

Sobald ein Mensch sich seiner Geistigen Dimension bewusst ist und mit ihr zusammenarbeitet, bedeuten das enorme positive Veränderungen für sein Leben in allen Bereichen und auf allen Ebenen!

 

Psychotherapie, die gezielt mit der Geistigen Person interagiert, kann viel weiterführende Unterstützung leisten, als wenn diese Ebene nur mehr nebenbei und punktuell angesprochen wird.

 

Die Geistige Dimension spielt jedoch nicht nur im Rahmen der Humanistischen Psychotherapie eine Rolle, sondern sie ist für jeden Tag des Lebens eine enorm hilfreiche Instanz, die uns auf unserem Lebensweg begleitet und auf die wir in guten wie in schlechten Zeiten zurückgreifen können. Sie ist tatsächlich deutlich erfahrbar und immer in uns vorhanden. Wenn wir das Zusammenwirken mit ihr einüben, leitet sie uns, sodass wir am Ende des Lebens sagen können: "Mit allen Höhen und Tiefen, es war gut."

 

Wie man sich seines Selbstes, seiner geistigen Dimension, bewusst werden kann, sodass es möglich wird, sein Leben gezielt aus ihr heraus zu lenken, folgt in einem zweiten Teil.

 

© Ruth Scheftschik